(wird fortlaufend ergänzt)
09:15 Uhr Christian W. Glück & Markus Spreer:
Das Kind im Übergang - Zwischen sprachlicher Bildung und Bildungssprache
Im Eröffnungsvortrag wird an die gemeinsame Verantwortung von Kindergarten und Grundschule in der Gestaltung des Übergangs erinnert. Strukturelle Rahmendaten bilden den Hintergrund für eine Analyse verschiedener Teilaspekte der geteilten Verantwortung. Das Rollen- und Bildungsverständnis, die jeweiligen Aufgaben, Angebote und Ressourcen werden in den Blick genommen. Ein Schwerpunkt wird in der sprachlichen Bildung gelegt, indem Bildungsplan der Kita und Lehrplan Deutsch der Grundschule in Bezug zueinander gesetzt werden. Es wird deutlich, dass Gemeinsamkeiten eine durchgängige Bildungsvorstellung ermöglichen. Und es wird offenbar, dass beide Seiten sich auch durch die unterschiedlichen Fokussierungen gegenseitig anregen können oder gar voneinander lernen können. Gerade im Hinblick auf die besondere Rolle der sprachlichen Kompetenz für den Schulerfolg stellt die auch im Schulvorbereitungsjahr beginnende Orientierung auf die sog. Bildungssprache eine wichtige Unterstützung der Kinder beim gelingenden Übergang in die Schule dar.
So zeichnen sich im Hinblick auf den Übergang Zukunftsaufgaben in Sachsen ab:
10:00 Uhr Anna Spindler:
Anschlussfähige Bildungsprozesse gestalten - für Kinder zwischen 0 und 10 Jahren
11:15 Uhr Julia Höke:
Bildungsprozesse gemeinsam begleiten - Erfahrungen aus dem Modellprojekt "Bildungshaus 3 - 10"
Um Kindern einen möglichst positiv erlebten und gelingenden Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule zu ermöglichen, stehen beide Institutionen vor der Herausforderung, Anschlussfähigkeit herzustellen und Kinder in der Entwicklung vom Kindergarten- zum Schulkind individuell zu begleiten. Die Kooperation beider Einrichtungen ist dabei ein zentraler Baustein. Das Modellprojekt "Bildungshaus 3 - 10" ist ein Landesmodell des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg, welches durch das ZNL Ulm wissenschaftlich begleitet wird. Im Rahmen des Modells verzahnen Kindergärten und Grundschulen ihre pädagogische Arbeit miteinander. So können Kinder beider Einrichtungen unabhängig von Alter und Institutionszugehörigkeit an gemeinsamen Lern- und Spielaktivitäten teilnehmen. Begleitet werden sie dabei von Erzieher/innen und Lehrkräften, welche die pädagogischen Angebote zusammen durchführen. Um in dieser gemeinsamen pädagogischen Praxis eine individuelle Förderung und Bildungsbegleitung der Kinder zu realisieren, ist ein gemeinsames Beobachtungs- und Dokumentationskonzept unumgänglich. Allerdings existieren in den beteiligten Einrichtungen unterschiedliche Vorerfahrungen, Erwartungen und Ressourcen in der Beobachtung und Dokumentation von Bildungsprozessen. Die Modellstandorte gehen mit dieser Herausforderung sehr unterschiedlich um. Im Vortrag werden verschiedene Wege, eine gemeinsames Konzept zu realisieren aufgezeigt. Die Erfahrungen aus der Praxis werden zudem verknüpft mit den Ergebnissen der Wissenschaftlichen Begleitung durch das ZNL Ulm, die den Professionellen Austausch zwischen den pädagogischen Fach- und Lehrkräften untersucht. Am Ende können die Ergebnisse als Impulse und Anregungen für eine Diskussion und Reflexion der eigenen pädagogischen Praxis und Kooperationsgestaltung genutzt werden.
12:45 Uhr Katrin Liebers:
Literacy im Übergang - Die diagnostischen ILEAT Lesebücher als ein Ansatz zur Unterstützung von Kindern im Übergang
Lange schon vor dem Schulanfang begeben sich Kinder auf den Weg zur Schrift, indem sie sich auf unterschiedlichste Weise mit Zeichen, Symbolen und Schrift in ihrer alltäglichen Lebensumwelt spielerisch auseinandersetzen: Sie versuchen Spuren zu erzeugen, Informationen aus Zeichen, Symbolen und prägnanten Wörtern zu deuten, sie tun so „als ob“ sie lesen oder schreiben, sie schauen sich Bücher an und probieren ihren Namen zu erkennen oder zu schreiben. Dabei erwerben Kinder ganz zentrale Kompetenzen im Bereich Early Literacy, die eine Basis für ihre spätere Schriftsprachaneignung darstellen. Im Übergang zur Schule kommt es darauf an, daran anschlussfähige Lernprozesse zu ermöglichen und so Kontinuität und Diskontinuität in eine individuell förderliche Balance bringen. Besonders gut, das zeigen internationale Forschungsergebnisse, kann der Übergang gelingen, wenn sich die Pädagoginnen aus beiden Einrichtungen über die Lernentwicklung von Kindern und pädagogische Angebote austauschen und dabei auch über gemeinsame Informationen zur Lernentwicklung verfügen. In dem von BMBF und ESF geförderte Forschungsprojekt ILEA T wurde ein diagnostisches Verfahren zur Lernentwicklungsanalyse erarbeitet und erprobt, dass ein Verbindungsglied zwischen den frühpädagogischen Bildungsdokumentationen der Kita einerseits und den individuellen Lernstandsanalysen des Anfangsunterrichtes andererseits darstellt und dass in einer gemeinsamen Übergangsgestaltung genutzt werden kann. Im Vortrag werden das ILEA T-Konzept für den Bereich des frühen Schriftspracherwerbs begründet und das empirisch geprüfte ILEA T-Stufenmodell Literacy sowie das darauf basierende Beobachtungsverfahren vorgestellt. Im Zentrum des Vortrags stehen die beiden diagnostischen Lesebücher "Theobald als Schatzsucher" (Version A) und "Theobald geht zur Schule" (Version B, Heger/Liebers 2014), mit deren Hilfe umfangreiche Informationen über den Stand der schriftsprachlichen Kompetenzen in einer gemeinsamen Vorlesesituation gewonnen werden können. Die standardisierten Lesebücher ermöglichen durch ihre Konzeption kompetenzorientierte Einschätzungen für Kinder auf unterschiedlichsten Entwicklungsstufen - von Kindern, die noch ganz am Anfang auf dem Weg zur Schrift stehen bis hin zu Frühlesern. Vor dem Hintergrund des Stufenmodells sind im Handbuch vielfältige Hinweise für die Gestaltung herausfordernder Lernumgebungen in Kita und Schule als Anregung enthalten, die für pädagogische Angebote genutzt werden können.
13:30 Uhr Sören Asmussen:
Sustained Shared Thinking in der naturwissenschaftlichen Grundbildung im Elementar- und Primarbereich
Im Fokus des Workshops steht die Auseinandersetzung mit Auswertungsgesprächen für experimentelle Erkenntnisprozesse im Kontext der naturwissenschaftlichen Grundbildung in Kindertagesstätten und Grundschulen. In diesem Zusammenhang geht es weniger um das Geben von Erklärungen, sondern um das Kennenlernen von Methoden in deren Zentrum der moderierte gemeinsame Dialog über experimentelle Erfahrungen steht. Naturwissenschaftliche Bildung ist so nicht als eine Einführung von Kindern in das ‚fertige‘ Feld des naturwissenschaftlichen Wissens zu verstehen. Vielmehr geht es darum im gemeinsamen Dialog nach Lösungsmodellen für die, die Kinder interessierenden Fragen zu suchen. In der reformpädagogischen Tradition des ruhigen Gespräches nach Martin Wagenschein aber auch vor dem Hintergrund neuerer Überlegungen aus dem Kontext des Sustained Shared Thinkings sind hier eine ganze Reihe von sinnvollen Unterstützungsvarianten entwickelt worden, die im Rahmen des Workshops mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam anhand kleiner Experimente erprobt werden sollen.
13:30 Uhr Stephan Sallat:
Da steckt Musik drin! Sprache und Wahrnehmung mit Musik fördern
Sprache und Musik bestehen aus Rhythmus, Melodie, Lautstärkeunterschieden, Tempo, Klängen, Akzenten, Pausen etc. Um Wörter und Sätze gut verstehen und lernen zu können, müssen wir eben diese Aspekte der Sprache gut verarbeiten können. Die Musik bietet daher viele Möglichkeiten unsere sprachliche Verarbeitung aber auch die auditive Wahrnehmung zu verbessern. Im Workshop werden Möglichkeiten der Sprach- und Wahrnehmungsförderung für den Kindergarten aufgezeigt, ausprobiert und diskutiert. Ein musikalisches Vorwissen der Teilnehmer ist nicht erforderlich.
13:30 Uhr Sebastian Schwabe:
Die Wiederentdeckung des Zuhörens
"Sei still!" heißt es oft, wenn wir eigentlich "Hör zu!" meinen. Dabei hat Zuören nicht zwangsläufig etwas mit Stillsitzen zu tun. So bedeutet auch Zuhörförderung mehr als nur ein Hörspiel einzulegen und dann Stille zu verordnen. Der Workshop möchte Ihnen einen kurzen, praxistauglichen und lustvollen Einstieg in die Zuhörförderung bereiten. Dabei gilt natürlich wie immer: keine gute Praxis ohne gute Theorie. Sie sollen also nicht nur lernen, was man im Bereich Zuhörförderung machen kann, sondern auch wann welche Methoden überhaupt sinnvoll sind. Natürlich werden wir in 1,5 Stunden nicht die Welt verändern, aber für neue Eindrücke und Anregungen sollte die Zeit ausreichen. Ich freue mich auf Sie.
13:30 Uhr
Marion Müller:
Kinder lösen Konflikte selbst – Wertschätzende Kommunikation im pädagogischen Alltag anwenden
Kommunikatives Handeln erweitert unsere Gestaltungsmöglichkeiten von kooperativen, partizipativen und empathischen Prozessen, insbesondere mit heterogenen Gruppen im heutigen pädagogischen Alltag. Das Modell der Wertschätzenden Kommunikation nach Marshall Rosenberg bietet eine wirksame Herangehensweise, um die eigene Handlungsregie auch in schwierigen Alltagssituation zu behalten und die im pädagogischen Prozessen beteiligten Partner_innen einzubeziehen. Mit dem Modell der Wertschätzende Kommunikation werden zwei wesentliche Sozialkompetenzen gestärkt: die wechselseitige Verständnisfähigkeit und die faire Durchsetzungsfähigkeit. Das Ziel ist es, Balance herzustellen, zwischen einem wertschätzenden Miteinander und zugleich einem achtsamen Umgang mit eigenen Bedürfnissen. Die „Wertschätzende Kommunikation“ mit dem Vier-Schritte-Modell nach Marshall Rosenberg unterstützt aktiv die Wortschatzerweiterung und erleichtert es Blockaden und Konflikte in der Kommunikation zu erkennen und konstruktiv zu überwinden. An eigenen Beispielen erproben Sie, sich klar und zugleich wertschätzend auszudrücken.
13:30 Uhr Nina Skorsetz/ Sigrid Strecker
Auf Entdeckerreise zum Geschichtenschatz - Frühe naturwissenschaftliche Bildung und Literacy in der Kita
Manche Kinder erschließen sich ihre Welt durch Anfassen und Ausprobieren. Bei anderen ist die Sprache der Schlüssel zum Verstehen der Welt. Doch egal über welchen Zugang die Kinder versuchen, sich ihre Umwelt anzueignen: Forscherdrang und die Liebe zu Geschichten ist ihnen gemeinsam.
In diesem Workshop, den die Forscherstation in Kooperation mit der Stiftung Lesen anbietet, werden nun beide Ansätze verbunden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich fantasievoll mit den Phänomenen des Alltags auseinander und erproben verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten dazu. Auf der Reise entdecken sie auch neue Geschichten, die sowohl Jungen als auch Mädchen begeistern und vielfältige Anregungen zum Ausprobieren bieten. So wird der Geschichtenschatz gemeinsam gehoben.
13:30 Uhr Birgit Schulze Wehninck/Sven Riemer
Der Buchkinder Leipzig e.V. stellt sich vor
Ein Kind hört auf. Auch in der Buchkinderarbeit kommt der Zeitpunkt, an dem ein Kind zu uns sagt:„Ich höre auf! — Ich spiele jetzt Tennis; nehme an einem Theaterkurs teil; muss mehr für die Schule machen“ oder die Mutter sagt, das Kind sei zu alt für die Buchkinder. Die Gründe mögen vielfältig sein und doch gibt es hier einen anderen wichtigen Aspekt zu beachten. Kann es nicht sein, dass wir für diesen Zeitpunkt der Entwicklung des Kindes nicht mehr die passenden Antworten haben, wenn es eben auf-hört und sich mit seinen Ohren der Welt öffnet? Vom bildlichen Sinn her ist es das Gegenteil von Zurückziehen oder Weghören. Es bedarf also unserer Wachsamkeit, jedem Kind seinem Entwicklungsstand gemäß, die Impulse zu geben, die an seinen jeweiligen Fragen anknüpfen. Diese ständige Wachsamkeit ist aus unserer Sicht der Schlüssel für eine wirkende Verbindung zwischen Kind und Erwachsenen. Dies bedarf auch einer Neugierde bei dem Erwachsenen (Erzieher oder Werkpädagoge) an dem, was dem Kind an eigenen Ideen, inneren Bildern und konkreter Umsetzung zu entlocken ist. Vorgefertigte Ergebnisse müssen in den Schubladen belassen werden und Denkschablonen von pädagogischen Konzepten haben hier keinen Platz. Was dann zutage treten kann, ist der unverstellte Blick eines Kindes auf die Welt. In über 500 Büchern haben uns die (Buch)Kinder seit 2001 immer wieder überrascht — mit ihrem Einfallsreichtum, ihrer graphischen Klarheit und Stärke, mit unglaublichen Geschichten, die uns oft mit großartigem Humor an den neu entdeckten Wundern der Kinder teilhaben lassen. Mit entsprechender Wachsamkeit und weiterführenden Überlegungen wird es uns gelingen, die Kinder auch verstärkt auf ihrem Weg in die Jugendlichkeit zu begleiten — bis sie auf-hören und sich hoffentlich weiteren spannenden Fragen stellen. So entsteht ein gemeinsamer Lernprozess, den wir in allen Bereichen der Buchkinderarbeit zu entwickeln möchten.
15:30 Uhr Claudia Wirts
Interaktionsqualität in der Kita - erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus dem Projekt BIKE
Die Forschungsstudie BIKE (Bedingungsfaktoren für gelingende Interaktionen zwischen Erzieherinnen und Kindern) untersucht verschiedene Aspekte der Interaktionsqualität (Emotionale Unterstützung, Organisation der Lernsituation und Lernunterstützung) und Bedingungsfaktoren (z.B. Strukturelle Faktoren, Wissen und Einstellungen von PädagogInnen), mit denen gute Interaktionsqualität in Zusammenhang steht.
Im Rahmen der BIKE-Studie wurde bisher die Interaktionsqualität in 35 bayerischen Kindergartengruppen erhoben – 2014 wird eine weitere Erhebungswelle, zur Aufstockung der Stichprobe um ca. 50 Erzieherinnen, durchgeführt.
Die Interaktionsqualität wird über das „Classroom Assessment Scoring System (CLASS) Pre-K“ (Pianta, LaParo & Hamre 2008) erhoben. In der bereits vorliegenden Stichprobe zeigten sich folgende Tendenzen: In den Bereichen der emotionalen Unterstützung und der Organisation der Lernsituation zeigte sich ein gutes Qualitätsniveau, während die Qualität der Lernunterstützung großen Optimierungsbedarf zeigt.
Im Rahmen des Vortrags werden die BIKE-Ergebnisse vor dem Hintergrund nationaler und internationaler Interaktions-Studien diskutiert und Möglichkeiten und Grenzen der Weiterentwicklung von Interaktionsqualität in der pädagogischen Praxis von Kindertageseinrichtungen thematisiert.
Pianta, R. C., La Paro, K. M. & Hamre, B. K. (2008). Classroom assessment scoring system. Manual Pre-K. Baltimore: Brookes.
Wildgruber, A., Wirts, C., Wertfein, M. (in Vorbereitung). Interaktionsqualität in Kindertageseinrichtungen – Forschung mit dem Classroom Assessment Scoring System (CLASS Pre-K). In: Annedore Prengel & Monika Winklhofer (Hrsg.). Kinderrechte in pädagogischen Beziehungen - Studien und Forschungsmethoden. Opladen/Berlin/Toronto: Budrich.
Hier finden Sie nähere Informationen zu unseren Referenten, sowie zum Programm des 3. Leipziger Frühjahrssymposiums.