(wird fortlaufend ergänzt)
10:30 Uhr Herrmann Schöler:
Zur Evaluation von Sprachfördermaßnahmen
"Alle reden von Sprachförderung" - Ein wesentlicher Punkt bleibt dabei in aller Regel unterbelichtet: Was ist bzw. wer hat überhaupt einen Sprachförderbedarf? Die unglaublich variierenden Bedarfszahlen legen nahe, dass hierfür sehr unterschiedliche Kriterien gesetzt werden. Neben dieser Grundsatzproblematik wird am Beispiel der Evaluation eines Sprachförderprogrammes aufgezeigt, wie schwierig einerseits, aber wie relevant andererseits solche Evaluationen sind. Ausgehend von den wenig befriedigenden Ergebnissen solcher Evaluationen wird überlegt, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsste, um diese Situation zu verbessern.
11:15 Uhr Claudia Wirts:
Sprache lernen im Dialog – Interaktionsqualität erfassen
Die Interaktionsqualität ist Kindertageseinrichtungen ist das zentrale Thema, wenn es um den Erfolg von Bildungsvermittlung bei Kindern geht.
Studien, die Erzieherin-Kind-Interaktionen in den Blick genommen haben, konnten zahlreiche Zusammenhänge zwischen bestimmten Interaktionsverhaltensweisen und dem Outcome der Kinder nachweisen.
Verschiedene, vor allem internationale Studien (u.a. Siraj-Blatchford et al. 2002 (REPEY-Studie) und Sylva et al. 2004 (EPPE-Studie); NICHD (NICHD ECCRN, 2000, 2002) fanden in Einrichtungen mit
höherer Interaktionsqualität positivere kindliche Entwicklungsverläufe als in qualitativ schlechteren Einrichtungen. Dies gilt für Kompetenzbereiche wie die Sprachentwicklung oder mathematische
Fähigkeiten (Mashburn et al. 2008; Howes et al. 2008; Penno et al. 2002; Pianta et al. 2008) ebenso, wie für die sozio-emotionale Entwicklung (Sylva et al. 2004; Mashburn et al. 2008; Curby et
al. 2009; NICHD, 2002). Die Qualität der Interaktionen stellte sich bei Mashburn et al. (2008) als wichtigster Faktor für den Lernerfolg im Bereich akademischer wie sozialer Kompetenzen der
Kinder heraus. Zahlreiche weitere Studien identifizieren die Prozessqualität als wichtigen Einflussfaktor auf die sprachlichen Kompetenzen der Kinder (Peisner-Feinberg et al. 2001; Roßbach 2005;
Sammons et al. 2008; Tietze et al. 2005).
Das derzeit am ifp laufende Forschungsprojekt BIKE (Bedingungsfaktoren für gelingende Interaktionen zwischen Erzieherinnen und Kindern) stellt die Frage nach den Bedingungsfaktoren für gelingende
Interaktionen im Kita-Alltag. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund:
Zur Erfassung der Interaktionsqualität werden die Verfahren CLASS - Classroom Assessment Scoring System - Pre-K (Pianta, La Paro & Hamre, 2008) und CIS – Caregiver Interaction Scale (Arnett, 1989) zur Beobachtung eingesetzt. Die moderierenden Bedingungsfaktoren in den Bereich der Struktur- und Organisationsqualität werden mit Hilfe von Fragebögen, Q-Sort-Verfahren und Vignetten erfasst. Durch eine umfassende Analyse des Zusammenspiels von Bedingungsfaktoren und Interaktionsqualität soll das Projekt BIKE einen Beitrag dazu leisten, die Qualitätsentwicklung in der Praxis voranzubringen.
Literatur:
Curby, T. W., LoCasale-Crouch, J., Konold, J., Pinata, R., Howes, C. & Burchinal, M. e. a. (2009). The relations of observer pre-k classrooms quality profiles to children`s academic
achievement and social competence. Early Education and Development, 20, 346-372.
Howes, C., Burchinal, M., Pianta, R., Bryant, D., Early, D. & et al. (2008). Ready to learn? Children`s preacademic achievement in pre-Kindergarten programs. Early Childhood Research
Quarterly, 23, 27-50.
Mashburn, A. J., Pianta, R. C., Hamre, B. K., Barbarin, O. A., Bryant, D., Buchinal, M. et al. (2008). Messures of Classroom Quality in Prekindergarten and Childern`s Development of Academic,
Language, and Social Skills. Child Development, 79 (3), 732-749.
NICHD Early Child Care Research Network. (2000). The relation of child care to cognitive and language development. Child Development, 71, 960-980.
NICHD Early Child Care Research Network. (2002). The Relation of Global First-Grade Classroom Environment to Structural Classroom Features and Teacher and Student Behaviors. The elementary school
journal, 102 (5), 367-387. Verfügbar unter http://www.jstor.org/stable/1002181
Peisner-Feinberg, E. S., Burchinal, M. R., Cifford, R. M., Culkin, M. L., Howes, C. et al. (2001). The Relation of Preschool Child-Care Quality to Children`s Cognitive and Social Developmental
Trajectories through Second Grade. Child Development, 72 (5), 1534-1553.
Penno, J. F., Wilkinson, I. A. G. & Moore, D. W. (2002). Vocabulary acquisition from teacher explanation and repeated listening to stories: Do they overcome the Matthew effect? Journal of
Educational Psychology, 94 (1), 23-33.
Pianta, R., Belsky, J., Vedergrift, N., Houts, R., Morrison, F. & NICHD Early Chid Care Research Network. (2008). Classroom effects on children`s achievement trajectories in elementary
school. American Educational Research Journal, 45 (2), 365-397.
Roßbach, h.-G. (2005). Effekte qualitativ guter Betreuung, Bildung und Erziehung im frühen Kindesalter auf Kinder und ihre Familien. In Sachverständigenkommission Zwölfter Kinder- und
Jugendbericht (Hrsg.), Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter sechs Jahren. Band 1 (Bd. 1, S. 55–174). München: Verlag Deutsches Jugendinstitut.
Sammons, P., Anders, Y., Sylva, K., Melhuish, E., Siraj-Blatchford, I., Teggart, B. et al. (Hrsg.). (2008) Children`s Cognitive Atteinment and Progress in English primary Schools During Key Stage
2: Investigating the potential continuing influences of pre-school education [Themenheft]. Zeitschrift für Erziehungswissenschaften, 10 (11).
Siraj-Blatchford, I., Sylva, K., Muttock, S., Gilden, R. & Bell, D. (2002). Researching Effective Paedagogy in the Early Years: DfES Research Report 356. Zugriff am 19.03.2012. Verfügbar
unter http://www.327matters.org/Docs/RR356.pdf.
Sylva, K., Melhuish, E., Sammos, P., Siraj-Blatchford, I., Taggart, B. & Elliot, K. (2004). The Effective Provision of Pre-School Education Project - Zu den Auswirkungen vorschulischer
Einrichtungen in England. In G. Faust, M. Götz, H. Hacker & H.-G. Roßbach (Hrsg.), Anschlussfähige Bildungsprozesse im Elementar- und Primarbereich (S. 154–167). Bad Heilbrunn: Julius
Klinkhardt.
Tietze, W., Rossbach, H.-G. & Grenner, K. (Hrsg.). (2005). Kinder von 4-8 Jahren. Zur Qualität der Erziehung und Kinder von 4 bis 8 Jahren: Zur Qualität der Erziehung und Bildung in
Kindergarten, Grundschule und Familie (1. Aufl.). Weinheim: Beltz.
14:00 Uhr Anke Buschmann:
Alltagsintegrierte Sprachförderung in der Kita - Konzept und Evaluation des Heidelberger Interaktionstrainings für pädagogisches Fachpersonal (HIT)
Gute sprachliche Kompetenzen sind der Schlüssel zu schulischem Erfolg und zur Integration in die Gesellschaft. Deshalb sollte eine gezielte sprachliche Förderung von Kindern mit verzögerter Sprachentwicklung und mehrsprachig aufwachsenden Kindern so früh wie möglich beginnen. Eine große Chance bietet in diesem Zusammenhang die zunehmend frühere außerfamiliäre Betreuung in Kinderkrippe und Kindergarten. Das „Heidelberger Interaktionstraining für pädagogisches Fachpersonal" realisiert eine alltagsintegrierte Sprachförderung von ein- und mehrsprachig aufwachsenden Kindern mit dem Fokus auf Kinder mit geringen Sprachkompetenzen. In einem sprachbasierten Interaktionstraining wird das Fachpersonal systematisch zu einem gezielt sprachförderlichen Verhalten angeleitet und supervidiert. Die Ergebnisse der Evaluationsstudien in Kinderkrippe und Kindergarten belegen die Effektivität dieses Programms hinsichtlich einer Verhaltensänderung auf Ebene der ErzieherInnen und zeigen auf Seite der Kinder eine akzelerierte sprachliche Entwicklung im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Im Vortrag werden das Konzept und unterschiedliche Evaluationsstudien vorgestellt.
14:45 Uhr Karen Schramm:
Sprachförderung bei kindlichen Erzählungen in Deutsch als Zweitsprache
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14:00 Uhr Kerstin Popp & Anett Platte:
Wahrnehmung und Umgang mit Verhaltensweisen von Kindern
Ausgehend von der eigenen Wahrnehmung von Verhaltensauffälligkeiten im Kindergarten wird kritisch hinterfragt, was ist ein normales Verhalten eines Kindergartenkindes. Besonders wird dabei auf die emotionale Entwicklung von Kindergartenkindern eingegangen. Unter dem Blick der Verursachung und den Möglichkeiten des Erkennens von Verhaltensauffälligkeiten wird auf Hilfsangebote und –möglichkeiten verwiesen.
14:00 Uhr Kathrin Kieczkowski:
Hörschädigung - Besonderheiten und Möglichkeiten der Kommunikation im Kita- Alltag
Im Workshop werden mögliche Auswirkungen der Hörschädigung auf die Kommunikation und Interaktion im frühen Kindesalter aufgezeigt. Pädagogische Ansätze in der Hörfrühförderung und der Arbeit in der Kindertagesstätte sowie die Möglichkeiten technischer Hilfsmittel und unterstützender Kommunikation werden anhand von Praxisbeispielen dargestellt.
14:00 Uhr Herbert Lange:
UNTERWEGS MIT SILAS
Teammodell zur ganzheitlichen Förderung bei Trisomie 21
Kinder mit Trisomie 21 zeigen bei aller Unterschiedlichkeit in ihrer Persönlichkeit und ihren individuellen Lernleistungen besondere Stärken im visuellen, im rhythmisch-musikalischen und
sozialemotional-pragmatischen Bereich. Im Rahmen ganzheitlich orientierter Logopädie, die auf erfolgreiche Kommunikationsentfaltung, größtmögliches, auch akademisches Wachs-tum der Kinder und
ihre vollständige gesellschaftliche Integration abzielt, müssen all diese Ressourcen sorgfältig geprüft und genutzt werden. Am effektivsten geschieht das als genau und dynamisch definierter,
aufeinander abgestimmter Teamprozess mit dem Kind, seiner Familie, den Spiel- und Lernkameraden seiner direkten Umgebung (Peers), den Erziehern und Lehrerinnen sowie den behandelnden Therapeuten.
Am Beispiel der über den Verlauf von 3,5 Jahren beobachteten Kommunikationsentwicklung von Silas, einem Jungen mit Trisomie 21 im Alter von 6,5 Jahren, soll ein sechssäuliges Fördermodell
vorgestellt und diskutiert werden. Dieses vom Team eines niedersächsischen Integrationskindergartens ganzheitlich gestaltete Programm setzt sich aus folgenden Elementen zusammen:
- Musik und Rhythmus
- Gebärdenunterstützter Kommunikation (GuK)
- entwicklungsangepasster Förderung von Grob- und Feinmotorik
- Bilderbüchern (=Literaturtraining)
- Peer- und Familientraining
- Anbahnung ganzheitlichen Lesens und Schreibens (Intro)
Nach Kurzvorstellung von Silas beschreibt der Vortrag alle sechs genannten Kernbereiche, insbesondere in ihrem inhaltlich-methodischen Zusammenspiel und in der Materialwahl. Es werden viele
praktische Hinweise, Ideen und Arbeitsbeispiele vermittelt. Die Diskussion zur inklusiven Einschulung von Silas im Sommer 2013 lässt Raum für Eigenerfahrungen und Fragen.
Literatur:
- Chamberlain, Catherine E.; Strode, Robin M. (1999). The Source for Down Syndrome. LinguiSystems Inc. East Moline.
- Manske, Christel (2004). Entwicklungsorientierter Lese- und Schreibunterricht für alle Kinder. Beltz Verlag Weinheim und Basel.
- Oelwein, Patricia L. (1995). Kinder mit Down-Syndrom lernen lesen. Edition 21 im G&S Verlag. 5. Auflage 2007.
- Wilken, Etta (2008). Sprachförderung bei Kindern mit Down-Syndrom. Kohlhammer Verlag Stuttgart.
- Zimpel, André F. (2010). Zwischen Neurobiologie und Bildung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.